SESB - Ein unterschätzter Stern der Berliner Schullandschaft - Eltern erzählen...
Wir sind reisefreudig, arbeiten beständig mehrsprachig und sind selbst z.T. zweisprachig im Europäischen Ausland aufgewachsen. Was lag näher, als unserem Kind auch eine zweisprachige Schulbildung zu ermöglichen. Von den Erzieherinnen in der Kita unserer Tochter wurde ein solcher Weg befürwortet.
Allein, der Weg an eine SESB war uns deutsch-deutschem Paar zunächst versperrt. Wir sind den Umweg über Privatschulen gegangen und konnten zu guter Letzt mit Aufnahmeprüfung zum Nachweis der Sprachkompetenz unseres Kindes einen frei gewordenen Platz an einem SESB-Standorts im vorletzten Grundschuljahr auffüllen.
Was wir vorgefunden haben, ist gelebtes Hineinwachsen in zwei Sprachen, in kulturelle Vielfalt; muttersprachliche Lehrkräfte, die im Idealfall das Beste aus mehreren Welten zusammenbrachten; Kinder und Jugendliche die völlig selbstverständlich in zwei Sprache und Kulturen zuhause waren. Natürlich ist Schule kein Paradies - auch die SESB nicht. Soziale und akademische Herausforderungen stehen vor Schüler:innen und Eltern wie an jeder anderen Schule auch. Aber der Gewinn ist immens: Inspiration, Kompetenz, Offenheit, Verstehen der „Anderen“.
In einem vereinten Europa ist Zweisprachigkeit Zukunft, und nicht nur für Akademiker:innen. Während eines Forschungsaufenthalts in Schweden waren wir beeindruckt, dass auch die Hausmeister der Universität oder Kassenpersonal in den Supermärkten fließend Englisch sprachen, sich selbstverständlich mit Gästen und Eingewanderten, Arbeitspartnern und -partnerinnen, aber eben auch auf Reisen verständigen konnten.
Die Berliner SESB ist deutschlandweit einzigartig. In viele Bundesländern werden wenige zusätzliche Stunden Sprachunterricht oder die Unterrichtung eines Faches in der ersten Fremdsprache bereits als Bilingualität verkauft. Von diesen Bilingualität-„light“-Ansätzen hebt sich die Berliner Praxis mit muttersprachlichen Lehrkräften und einer 50%igen Aufteilung zwischen den Sprachen an den SESB wohltuend und erfolgreich ab.
Als ehemaliger Elternvertreter und Mutter einer SESB-Schülerin wünschen wir allen Eltern und Schüler:innen, dass die Berliner Schulverwaltung endlich auf allen Ebenen anerkennt, welche Perle das Land hier hat, diese fördert, weiterentwickelt und sie endlich allen Schüler:innen, für die dies ein geeigneter Weg ist, in der ganzen Breite der Gesellschaft zugänglich macht.
Dina Behnke und Andreas Reinecke