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Die Frauen im GULAG

Der Leistungskurs PW (2. Sem.) besuchte am Dienstag den 6. März 2012 in der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur eine Podiumsdiskussion zum Thema: „Frauen im GULAG“.

Wir erfuhren, dass Stalin, der Diktator der Sowjetunion, während seines Terrorregimes ein System aus Arbeitslagern errichtete, die von der „Hauptverwaltung der Besserungslager“  (russische Abkürzung: GULAG) geleitet wurden.

Opfer dieser Deportationen in die Lager waren nicht nur Bürger der UdSSR (Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken), sondern auch einige Tausend Deutsche aus der SBZ bzw. DDR, die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges der Willkür des Regimes ausgesetzt waren.

Anlässlich des Internationalen Frauentages  war das Schicksal der weiblichen GULAG-Inhaftierten im Fokus der Diskussion. Die Veranstaltung eröffnete der Historiker und Publizist Dr. Meinhard Stark, mit einer detailreichen Einführung.

Geladen waren zwei Zeitzeugen, Frau Lahne und Frau Nitz, welche damals in dem Arbeitslager Workuta, nördlich des Polarkreises, gefangen gehalten worden sind. Sie berichteten von ihrem persönlichen Leidensweg, sowie von den Zuständen in den Arbeitslagern. 

Frau Lahne,  damals 19 Jahre alt, wurde1947 in der SBZ zum Tode verurteilt, dann in Moskau zu 25 Jahren begnadigt. Frau Nitz wurde wegen einer politisch abfälligen Bemerkung 1951 in der DDR von einer Kollegin denunziert und  ebenfalls zu 25 Jahren verurteilt.

Daraufhin hatten sie in der Einöde Nordrusslands nicht nur mit extremen klimatischen Bedingungen (im Winter bis zu -40° Kälte) zu kämpfen, sondern auch mit den Folgen der harten körperlichen Arbeit, welche sie in Kohleschächten, Ziegeleien und Zementfabriken, verrichten mussten sowie mit der strikten Nahrungsmittelrationierung.

Die beiden Frauen gewährten uns einen Einblick in ihre erschütternde Vergangenheit und berichteten uns unter anderem von Situationen, in denen sie direkt mit dem Tod konfrontiert waren. Ihr eigenes Überleben, schrieben Frau Lahne und Frau Nitz, sowie viele andere weibliche Häftlinge einer „überirdischen Kraft“ oder gar „reinem Glück“ zu.

Zur Verdeutlichung der extremen psychischen Belastung, unter welcher die Häftlinge litten, schilderte Frau Lahne uns ein Bild, welches sie auch heute noch in Erinnerung hat: Das Bild von einem nackten, leblosen Körper, welcher aus einem Viehwaggon eine Böschung runter geworfen worden ist.

Frau Lahne: „ Man durfte sich zu dieser Zeit keine Gefühle leisten, weil man sonst an ihnen zerbrochen wäre“.

Nach dem Tod Stalins, 1953 wurde mit der Auflösung des GULAG begonnen, die beiden Frauen wurden jedoch, so wie viele deutsche Häftlinge in der Sowjetunion, erst 1955 bzw. 1956 nach einem Besuch vom damaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer in Moskau, aus ihrer Haft entlassen.

Dementsprechend berührt und emotional ergriffen waren wir am Ende der Veranstaltung. Einige von uns waren den Tränen nahe, da wir die Brutalität der Gefangenschaft erst jetzt realisierten.

 
Für mehr Informationen: http://www.stiftung-aufarbeitung.de/

zusammengestellt von: Marvin B., Sophie N., Louis H., Charlotte P., Baykan B., Samuel T..